Eine halbe Stunde vor der Ankunft auf dem kleinen, im Süden Korsikas gelegenen Flughafen Figari fiel uns der gewaltige Seegang auf dem Mittelmeer auf. Dementsprechend turbulent war die Landung des Linienfluges der Air Corsica. Auf dem kurzen Fußweg zur Mietwagenstation checkten wir die Wettervorhersage, die auch für den nächsten Tag nichts Gutes verhieß. Mit Schaudern dachten wir an den kommenden Jagdtag bei solchem Sturm. Immerhin sollte laut Wetterbericht der starke Wind am übernächsten Tag nachlassen, und mit 14 Grad war es für Ende November sehr mild.
Wildes Korsika
Die Fahrt zum ca. 2500 ha großen Jagdgebiet der Domaine de Murtoli dauerte gerade mal vierzig Minuten. Fast zu kurz, um die spektakulären Ausblicke entlang der Küstenstraße ausgiebig genießen zu können. Unten der breite Strand mit tobender Brandung und oben schroffe, felsige Berge. Insgeheim begannen wir uns nun aber zu fragen, wie sich in dieser wilden Landschaft die Jagd auf Sauen und Rothühner gestalten würde.
Am frühen Morgen des nächsten Tages wurde uns mitgeteilt, dass wir nicht auf Sauen, sondern wegen des starken Windes zunächst auf Rothühner und anderes Niederwild jagen würden. Der Jagdleiter hatte uns einfach nicht zumuten wollen, bei Sturm über längere Zeit auf Ansitzeinrichtungen ausharren zu müssen. Mit den Hundeführern ging es also hinunter zum Meer, auf Wegen, die nur mit Geländewagen zu bewältigen waren. Gejagt werden sollte auf dem breiten, mit zahlreichen Buschinseln bewachsenen Strand. Wie man uns sagte, würden sich die Rothühner und Fasane bei diesem Sturm bevorzugt in den Büschen drücken.
Der Sturm hatte es wirklich in sich. Die Gischt der Brandung, vor allem aber der feine Sand, peitschten uns so heftig ins Gesicht, dass man manchmal Mühe hatte zu sehen. Eine echte Herausforderung für die Schützen wie für unsere Kamera. Zwar wussten wir, dass die Hühner niemals gegen den starken Wind abstreichen würden, doch dieser Umstand bedeutete gleichzeitig eine kaum vorstellbare Fluggeschwindigkeit der Vögel und damit unglaubliche Vorhaltemaße. Auch blies der Sturm die getroffenen Hühner manchmal über hundert Meter weit weg in dichte Büsche. Am Ende des Tages war es nur der Routine der Hunde zu verdanken, dass eine recht ansehnliche Strecke gelegt werden konnte.
Am Tag darauf hatte der Sturm merklich nachgelassen und die Sonne brachte nochmals mildere Temperaturen. Nach einem opulenten Frühstück machte uns der Jagdleiter mit dem Ablauf der Jagd auf Sauen vertraut. Ganz besonderen Wert legte er dabei auf die akribische Aufzählung aller Sicherheitsregeln. Keine Spur also von der manchmal zitierten, südländischen Nachlässigkeit. Kurz nachdem wir unsere Stände bezogen und das Hornsignal zum Jagdbeginn vernommen hatten, ertönte auch schon erstes Hundegeläut. Das Treiben war sehr groß und nur mit unserer kleinen Gruppe abgestellt. Zudem war das Gelände steil, felsig und extrem dicht bewachsen. Umso mehr waren wir alle auf Anblick gespannt. Bald aber erkannten wir den Vorteil der Größe dieses Treibens. Da die Hunde den Sauen kaum allzu nahe kamen, flüchteten diese eher widerwillig und querten die Schneisen an den Ständen auch eher gemächlich. Gute Bedingungen also, um einen sicheren Schuss anzubringen. So kamen bis zum Abend dann auch eine ganze Reihe von Keilern zur Strecke. Dass diese Sauen vom Körperbau etwas kleiner sind als ihre Verwandten in nördlichen Gefilden, tat der Freude über den Jagderfolg natürlich keinerlei Abbruch.