Die National Sporting Clays Championship in San Antonio, Texas ist der Höhepunkt der US-amerikanischen Parcoursmeisterschaften. Über eine Woche lang finden sich dort Mitte Oktober gut zweitausend Schützen aus allen Bundesstaaten ein, um sich mit den Besten zu messen. Anlässlich unseres Besuches trafen wir natürlich auch Blaser F3 Schütze Mike Wilgus, der mit seiner Tochter Kayla aus dem Bundesstaat Washington angereist war. Kayla nahm das erste Mal an dieser Meisterschaft teil, im Alter von gerade mal elf Jahren. Nur zu gerne begleiteten wir die beiden während des langen Wettkampftages zu einigen Ständen.
Früh übt sich …
Es war geradezu rührend mitanzusehen, wie Mike sich um seine Tochter kümmerte. Natürlich konnten wir ihm den Stolz über Kaylas mehr als respektable Leistung deutlich ansehen. Ihr gegenüber aber versuchte Mike, sich möglichst wenig davon anmerken zu lassen. Schließlich wollte er sie keinesfalls unter Erfolgsdruck setzen. Tatsächlich zeigte Kayla kaum Nervosität. Gelassen und erstaunlich routiniert schoss sie ihre Runden und ließ sich von gelegentlichen Fehlschüssen nicht im geringsten verunsichern. Wer sie beobachtet hat, ist sich auf jeden Fall sicher, dass Kayla in ein paar Jahren auf den Ergebnislisten ganz weit vorne zu finden sein wird.
Die gesamte Stimmung und auch die Abläufe während des Wettkampfes ähnelten auffallend den bekannten, europäischen Veranstaltungen dieser Art. Absolute Disziplin, aber dennoch vollkommen entspannte, lockere Stimmung prägten jeden der sonnigen Tage. Jedoch mit einem „kleinen“ Unterschied: in den Staaten fällt eben vieles etwas größer aus. Angefangen von den unzähligen Golf Carts, die teilweise schon die Ausmaße von für deutsche Verhältnisse stattlichen Geländewagen haben. Zu Fuß wäre das gut 660 Hektar große Parcoursgelände allerdings kaum zu bewältigen. Auch die ganze Armada an Wohnmobilen im Lastwagenformat zeigt, dass man es lieber etwas großzügiger mag. Dies trifft auch auf die Teilnehmerzahl von über zweitausend Schützen zu, die eine perfekte Organisation unabdingbar macht.
Ganz besonders erstaunt hat uns das vollkommen entspannte Verhältnis der Anwohner zum Schießsport und zum Schießgelände. In Europa undenkbar, liegt der National Shooting Complex San Antonio heute inmitten von neu erbauten Wohnsiedlungen. Protestschilder gegen den Lärm sucht man hier vergebens, obwohl wir bereits bei der Anfahrt das ständige „patsch, patsch“ sogar im Fahrzeug deutlich wahrnehmen konnten. Auf jeden Fall sind wir gespannt, wie es hier in ein paar Jahren aussieht. Ebenfalls nicht von den zigtausenden Schüssen stören ließen sich die Weißwedelhirsche. Vor allem gegen Abend, als noch unter Flutlicht geschossen wurde, tauchten sie überall auf und waren völlig vertraut.