Die Zielfernrohr-Manufaktur


Text: Redaktion, Fotos: Gunther Stoschek

Wer übers Jahr viel Zeit auf der Jagd und auf dem Schießstand verbringt, weiß, dass nicht jede technische Neuerung im Bereich der Ziel­optik automatisch eine Verbesserung darstellt. Sehr hohe Zoom-Faktoren zum Beispiel sind aufgrund schneller auftreten­der Schattenbildung am äußeren Rand des Sehfeldes für ein bequemes Einblickverhalten eher weniger förderlich. Was konstant gute Schusspräzision betrifft, hat ein konstruktives Merkmal bei Zielfernrohren neuerer Generationen ebenfalls seine Schattenseiten. Wir sprechen hier vom Absehen in der zweiten Bildebene. Ursprünglich wurde es eingeführt, um auch bei höheren Vergrößerungen feine Absehen realisieren zu können. Ein weiterer Grund für die Umstellung auf Absehen in zweiter Bildebene war das Aufkommen beleuchteter Absehen auch für den Tageseinsatz. Die dafür notwendigen Leuchtstrukturen konnten nämlich nicht fein genug gefertigt werden, um in der ersten Bildebene eingesetzt werden zu können. Damit wurde allerdings ein wesentlicher Nach­teil in Kauf genommen, nämlich eine mögliche Veränderung der Treffpunktlage nach Vergrößerungswechsel. Im Gegensatz dazu kann sich bei Zielfernrohren mit Absehen in erster Bildebene die Treffpunkt­lage beim Wechsel der Ver­größerung nicht verändern. Denn hier wird das Absehen mit dem Zielbild vereint, bevor die beweglichen Teile des Zoom­systems ins Spiel kommen. Aufgrund dieser sehr zuverlässigen Konstruktion waren Ab­sehen in der ersten Bildebene bei europäischen Premium Zielfernrohren früher fast immer die Regel und sind es bei einigen, teuren Gläsern für den Spezialgebrauch auch heute noch.

“Echte Sorgfalt hat viel mit persönlichem Engagement zu tun. Das ist einer der Vorteile der Manufaktur-Arbeit.”

Blaser wollte sich deshalb nicht mit der zweitbesten Lösung zufrieden geben. Innovative Schweizer Phasen­gittertechnologie macht es möglich, auch in der ersten Bild­ebene Absehen mit tageslichttauglicher Absehenbeleuchtung sehr fein zu gestalten. Das Ziel einer absolut konstanten Treffpunktlage bei jeder Vergrößerung ist damit erreicht.

Da Zielfernrohre auf der Jagd oftmals sehr rauen Bedingungen ausgesetzt sind, stand bei Blaser natürlich die Robustheit der gesamten Konstruktion ganz weit vorne. Wer die Gläser in die Hand nimmt, sieht und spürt es an den unempfindlichen Oberflächen und äußerst robust ausgeführten, sehr griffigen Bedienelementen. Besonders erwähnenswert ist jedoch die massive Vollmetall-Konstruktion der Absehen­einstellung in beiden Türmen. Das ist ein Novum bei den heutigen Zielfernrohren. Präzise wie ein Schweizer Uhrwerk und absolut wiederholgenau selbst bei tausendfachem Gebrauch, ist alleine dieses Konstruktionsmerkmal ein Beweis für das Bestreben nach dauerhaft konstanter Schusspräzision. Dass Blaser auch in puncto optischer Güte keinerlei Kompromisse eingehen wollte, ist dabei nur selbstverständlich. Transmission, Farbwiedergabe, Kon­trast und Abbildungsleistung entsprechen dem Besten, was der Markt zu bieten hat.

Zielfernrohre sind optische Hoch­leistungsprodukte. Jedes Bauteil muss deshalb genau mit größter Sorgfalt justiert werden.
Zielfernrohre sind optische Hoch­leistungsprodukte. Jedes Bauteil muss deshalb genau mit größter Sorgfalt justiert werden.
Ganz in seinem Element: Dr. Nicolas Benoit verantwortet die Blaser Optik-Sparte in Wetzlar.
Ganz in seinem Element: Dr. Nicolas Benoit verantwortet die Blaser Optik-Sparte in Wetzlar.

Darüber hinaus wurden die Blaser Zielfernrohre mit einigen Features versehen, die es so noch nicht gegeben hat: die serienmäßige Absehenschnellverstellung mit Arretiermöglichkeit für Fleckschuss auf 100 Meter und GEE (Günstigste Einschussentfernung mit 4 cm Hochschuss auf 100 Meter) zum Beispiel, oder der ebenfalls serienmäßige Parallaxeausgleich mit selbst­tätiger Arretierung bei Einstellung auf die am häufigsten vorkommende Schussentfernung von ca. 100 Meter. Wer die Blaser Zielfernrohr-Produk­tions­stätte in der alten Optikstadt Wetzlar betritt, spürt sofort, mit welcher Akribie und Leidenschaft hier gearbeitet wird. Mit den Besten dieser Branche in den Wettbewerb treten zu dürfen, ist für jeden der optikerfahrenen Mitarbeiter eine ganz besondere Herausforderung. Dass es ihnen dank neuer Ideen bereits gelungen ist, in einigen Bereichen Bestmarken zu setzen, macht dem Namen Wetzlar alle Ehre.

Ein Blaser Zielfernrohr beim Dauerstoßtest. Schließlich muss die Zieloptik auch bei der Jagd stärkste Belastungen aushalten und tadellos funktionieren.
Ein Blaser Zielfernrohr beim Dauerstoßtest. Schließlich muss die Zieloptik auch bei der Jagd stärkste Belastungen aushalten und tadellos funktionieren.