Die Jagd hat sich in den letzten Jahrzehnten in vielem verändert und mit ihr die Ansprüche an Jagdwaffen und Munition. Zuerst waren es die gestiegenen Schwarzwildbestände, in deren Folge Bewegungsjagden eine immer größere Rolle zu spielen begannen. Die einst am weitesten verbreiteten Büchsenkaliber von 7 mm wurden dabei häufig als nicht wirkungsstark genug angesehen. Natürlich war man auch bei der nächtlichen Ansitzjagd darauf bedacht, dass das beschossene Stück Schwarzwild möglichst nah beim Anschuss liegt, so dass vermehrt größere Kaliber zum Einsatz kamen. Doch nicht jeder Jäger konnte seine Erfolge mit leistungsstärkeren Kalibern wie zum Beispiel einer 9,3 verbessern. Starker Rückstoß ist eben nicht jedermanns Sache und meistens der Grund für das unselige „Mucken“. Nicht zuletzt deshalb konnten Kaliber wie .308 Win. oder .30-06 einen wahren Siegeszug antreten. Mit etwas größerem Geschossdurchmesser als 7 mm, aber deutlich geringerem Rückstoss als bei der 9,3 schien zunächst eine sehr praxistaugliche und recht universelle Lösung gefunden zu sein.
8,5×55 Blaser –
Die neue Dimension
„Hohe Leistung aus kurzen Läufen –
dafür ist die 8,5 x 55 Blaser entwickelt worden.“
8,5×55 BLASER (BARNES TTSX 12 G – 185 GR (BC = 0,432) – bleifrei)
Lauflänge in mm |
V0 in m/s |
Energie (Joule) |
GEE* in m |
600 | 900 | 4.855 | 181 |
580 | 894 | 4.791 | 180 |
520 | 873 | 4.569 | 177 |
470 | 852 | 4.351 | 174 |
* Günstigste Einschieß-Entfernung
Selbst bei sehr kurzen Läufen ist die 8,5×55 immer noch erstaunlich schnell und leistungsstark.
„Lücke“ in der Kaliberpalette
Dennoch herrschte schon damals zwischen den .30er und 9,3mm Kalibern eine beträchtliche Lücke, was den Geschossdurchmesser betraf. Zwar war zum Beispiel die .338 Win.Mag. längst auf dem Markt, doch die war nie berühmt wegen ihrer Eigenpräzision. Der deutsche Fachjournalist Werner Reb hatte das Dilemma der „Kaliberlücke“ schon früh erkannt. Mit dem von ihm entwickelten Kaliber 8,5×63 (R) schuf er nicht nur eine ungewöhnlich universell einsetzbare Patrone, sondern hatte bereits damals auch die Eignung für kürzere Läufe im Blick. Denn wie heißt es so treffend in Laufherstellerkreisen? Für optimale Präzision soll ein Lauf so kurz wie möglich und nur so lang wie nötig sein. Leider blieb der 8,5×63 der Zugang zur Großserienfertigung verwehrt. Vielleicht waren die Ideen, die in ihr steckten, ihrer Zeit zu weit voraus.
Schalldämpfer haben vieles verändert
Zwischenzeitlich hielt ein Produkt bei der Jagdbüchsenausstattung Einzug, dessen Verwendung uns Jägern anfangs eher suspekt erschien. Es war der Schalldämpfer, auf den zu verzichten vielen Jägern heute unvorstellbar wäre. Da Schalldämpfer Büchsen aber deutlich verlängern, kamen immer mehr kurze Läufe ins Spiel, um die Gesamtlänge der Waffe im kompakten Bereich zu halten. Genau dieser Umstand aber geht zu Lasten der gewünschten höheren Geschossgeschwindigkeit. Munitionshersteller reagierten daraufhin mit speziellen Laborierungen bei gebräuchlichen Standard-Kalibern. Damit werden auch in Verbindung mit kurzen Läufen sehr respektable Leistungswerte erzielt. Den größeren Geschossdurchmesser, der bestmöglich die Tötungswirkung fördert, wie auch die Möglichkeit, eine breite Spanne von Geschossarten und -gewichten zur Verfügung zu haben, erhält man damit allerdings nicht.
Bleifrei in der Diskussion
Mit der zunehmenden, teilweise erzwungenen, Einführung sogenannter „bleifreier“ Geschosse geriet das Kaliber .30 vor allem bei der Schwarz- und Rotwildbejagung vermehrt in Kritik. Sicherlich wurden die Diskussionen um mangelhafte Tötungswirkung oft sehr unsachlich geführt. Dennoch zeichnete sich bald ein Trend ab, nach dem „bleifreie“ Geschosse, die eine höhere Geschwindigkeit und einen größeren Geschossquerschnitt aufweisen, unter den verschiedenen Bedingungen der Jagd eine deutlich bessere Wirkung zeigen.
Endlich da: die perfekte Lösung
Hier schlägt die Stunde des neuen, in Kooperation mit der RUAG Tochter Norma entwickelten, Kalibers 8,5×55 Blaser. In ihm ist das gesamte, aktuelle Know-How eines renommierten Munitionsherstellers mit den praktischen Erfahrungen von Blaser vereint. Die derzeit verfügbaren Laborierungen mit Geschossgewichten von 9 g bis 14,9 g decken dabei ein fast einzigartiges Spektrum an Einsatzmöglichkeiten ab und erzielen selbst bei sehr kurzen Läufen noch immer erstaunlich hohe Geschossgeschwindigkeiten. Nie haben wir gerne den Begriff „Universalkaliber“ verwendet. Beim neuen Kaliber 8,5×55 Blaser können wir das nun allerbesten Gewissens tun.
Eine zündende Idee
Der leere Patronenhalter der 8,5×55 Blaser Munition eignet sich hervorragend als Feuer-Anzünder, wie die PASSION Redaktion feststellen konnte. Damit lässt sich selbst bei sehr feuchtem Holz schnell ein wärmendes Feuer entfachen. Bei der Jagd in der Wildnis kann dies lebensrettend sein.